Der argentinische Filmemacher Fernando E. Solanas ist im Alter von 84 Jahren gestorben.

Fernando E. Solanas setzte sich von Beginn seiner Arbeit als Filmemacher an mit den politischen und gesellschaftlichen Themen in Argentinien und Lateinamerika auseinander. Sein 1968 entstandener Dokumentarfilm „La hora de los hornos“, ein Plädoyer für die Unabhängigkeit Lateinamerikas und gegen den US-amerikanischen und europäischen Neokolonialismus, ist ein Klassiker des politischen Dokumentarfilms. Gemeinsam mit Octavio Getino verfasste er in den 60er Jahren ein Manifest für ein „Drittes Kino“, das seine Eigenständigkeit zwischen der kommerziellen Filmindustrie und dem künstlerischen Autorenkino definierte und viele Filmschaffende in Ländern des Globalen Südens ermutigte, ihre eigene Filmsprache zu behaupten. 1976 ging er wegen seiner politischen Aktivitäten ins Exil nach Paris. 1983, nach seiner Rückkehr nach Buenos Aires, drehte er „Tangos, el exilio de Gardel“, in dem er die Geschichte des Exils erzählt, ein Thema, das er auch in dem Spielfilm „Sur“ (1987) aufgreift. Seinem Spielfilm „El Viaje – Die Reise“ (1991), eine Abrechnung mit der Regierung Menem, folgt ein Attentat, bei dem ihm in beide Beine geschossen wird. Trotz des Anschlags stellte er sich 1992 als Senator für Buenos Aires zur Wahl. Mit „Memoria del Saqueo – Chronik einer Plünderung“ von 2004 kehrte er zum politischen Dokumentarfilm zurück und der bitteren Anklage gegen die Auswirkungen des Neoliberalismus auf Argentinien. Im gleichen Jahr erhielt er während der Berlinale den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk. Der Dokumentarfilm „La Dignidad de los Nadies – Die Würde der Namenlosen“ (2005) erzählt in exemplarischer Form die Geschichte unzähliger Argentinier, die nach der großen Wirtschaftskrise und dem Ausverkauf ihres Landes ihre eigenen, ermutigenden Antworten auf Hunger und Massenarbeitslosigkeit finden.

Die beiden Filme „Chronik einer Plünderung“ und „Die Würde der Namenlosen“ wurden aus Mitteln des kirchlichen Entwicklungsdienstes in der Produktion gefördert und stehen beim EZEF als DVD für die Bildungsarbeit zur Verfügung.

2018 wurde sein Dokumentarfilm „Viaje a los Pueblos Fumigados – Reise in die vergifteten Dörfer“ (2017), in dem er den verheerenden Folgen des industriellen Sojaanbaus und der damit verbundenen Vergiftung der Felder auf den Grund geht, auf der Berlinale vorgestellt. Wie in seinen anderen Filmen zeigen die Männer und Frauen, die Fernando Solanas porträtiert, dass Widerstand möglich ist und sich das Beharren auf menschliche Würde lohnt.

Im Oktober kam Solanas nach einer Corona-Infektion in ein Krankenhaus in Paris, wo er an deren Folgen am 06.11.2020 verstarb.

Wir trauern um einen großen Filmemacher Lateinamerikas und einen mutigen Aktivisten.