10 Jahre nach dem Erdbeben in Haiti

Vor zehn Jahren erschütterte ein schweres Erdbeben Haiti. Nach Schätzungen der haitianischen Regierung kamen 316.000 Menschen ums Leben, noch einmal so viele Menschen wurden verletzt, zwei Millionen Menschen wurden zu Obdachlosen. Die Spendenbereitschaft war groß, der Apparat internationaler Hilfe lief sofort auf Hochtouren. Zehn Millionen US-Dollar stellt die Staatengemeinschaft für die Soforthilfe zur Verfügung. Dennoch, so stellt Kathrin Schwarze-Reiter in ihrem Artikel in der Süddeutschen Zeitung (10.01.2020) fest, geht es den HaitianerInnen heute schlechter als vor dem Beben. Unkoordinierte Hilfe, viele Projekte wurden nicht beendet, viele leben nach wie vor in den behelfsmäßigen Unterkünften, die damals zur Überbrückung der größten Not errichtet worden waren. Doch kam nur ein Teil der zugesagten Mittel in Haiti an und die Hoffnung, dass nicht nur ein Wiederaufbau glücken könnte, sondern sogar eine „Rekonstruktion“ des Landes damit einhergehen könnte, wurde enttäuscht. Der aus Haiti kommende Filmemacher Raoul Peck hat vom ersten Tag der Katastrophe an den Prozess der Hilfe, der überforderten Helfer, der aus den Fugen geraten Regierungsverantwortung begleitet. Sein Dokumentarfilm „Tödliche Hilfe“ (Haiti, Belgien, Frankreich, USA 2013, 100 Min.) zeichnet ein genaues Bild der Hilfsbemühungen der zahllosen Helfer, die in das Land kamen und begleitet erste Anzeichen des Scheiterns, das Axel Dreher, Professor für Entwicklungsökonomie an der Universität Heidelberg, zehn Jahre später so beschreibt: „Haiti ist ein Paradebeispiel dafür, was alles schief gehen kann, wenn sich ganz viele Akteure auf ein Land stürzen. Jeder half unbeholfen an der Regierung vorbei, jeder tut, was er will“ 8zeiert nach SZ 10.01.20).

Raoul Peck hat die Zeit nach dem Beben auch in einem Spielfilm verarbeitet: „Mord in Pacot“ Frankreich, Haiti, Norwegen 2015, 130 Min.) zeichnet in wenigen Tagen anhand eines wohlsituierten Paars, dessen Villa vom Beben zerstört wurde und sie kurzfristig zu Gleichen unter der vielfach stärker betroffenen armen Bevölkerung macht, die Chancen des Umbruchs und die Kraft der sich behauptenden Eliten nach.

Beide Filme stehen für Bildungsarbeit und die Vorführung im Kino bei EZEF zur Verfügung.