Arbeitshilfe

10 von 199 kleinen Helden

BASISMATERIAL

EINLEITUNG

Die Zukunft unserer Welt ist vor allem die Zukunft der jüngsten Mitglieder unserer Gesellschaft. Die Kinder von heute sind die Erwachsenen von morgen. Dennoch werden die großen Fragen der Welt meist ausschließlich unter den Erwachsenen verhandelt. Sie sind nicht nur an vielen Stellen die Entscheidungsträger. Auch in Dokumentarfilmen und Reportagen, die sich mit den globalen Ist-Zuständen befassen, weltweite Probleme aufzeigen und nach den Gestaltungsmöglichkeiten für unsere gemeinsame Zukunft fragen, werden überwiegend ihre Perspektiven gezeigt. Die Stimmen der Kinder, die in der von den Erwachsenen gestalteten Zukunft leben werden und die ebenso Vorstellungen und Wünsche für diese Zukunft haben, erhalten nur wenig Gehör.

Das dokumentarische Serienprojekt 199 kleine Helden – on the pathway to their future von Regisseurin Sigrid Klausmann kehrt diesen Ansatz um und stellt die Kinder in den Mittelpunkt von kurzen Filmen. Ziel des Projekts ist es, stellvertretend aus jedem Land der Welt ein Kind auf seinem Weg in die Zukunft zu porträtieren. Die einzelnen Episoden geben kleine Einblicke in das Leben der Kinder und zeigen, was sie bewegt. Aus konkreten Alltagserfahrungen heraus sprechen die porträtierten Kinder über ihr Leben und das, was ihnen wichtig ist und ihnen Freude bereitet. Sie erzählen, was sie sich für die Zukunft wünschen und wie sie diese mitgestalten wollen. Ihren Ängsten und Sorgen wird dabei ebenso Raum gegeben. So verschieden ihre Persönlichkeiten auch sind, alle haben sie eine große Sensibilität für die Strukturen der Gesellschaft, in der sie leben und für die Herausforderungen, die sich daraus ergeben. Und auch wenn die Geschichten der Kinder aufgrund der sehr unterschiedlichen Lebenswelten sehr verschieden sind, so sind ihre Bedürfnisse über Länder und Kontinente hinweg sehr ähnlich. Sie sorgen sich um die Umwelt, wünschen sich Gerechtigkeit und Sicherheit, ein friedliches Miteinander, Familie und Freunde. Mit den verschiedenen Kurzporträts nimmt das „weltumspannende Filmserienprojekt“ die Betrachterinnen und Betrachter damit nicht nur mit in die Länder unserer Welt und die Lebenswelten von Kindern, sondern zeigt auch mittels ihrer Erzählungen die zentralen globalen Herausforderungen der Weltgemeinschaft auf.
Von den bislang durch dieses Projekt entstandenen 37 Kurzporträts versammelt das Paket „Zehn von 199 kleinen Helden“ ausgewählte Kurzfilme aus zehn Ländern des globalen Südens. Die Filme eignen sich für die filmkulturelle Arbeit im schulischen wie außerschulischen Bereich. Sie unterstützen das interkulturelle und globale Lernen, bieten Anknüpfungsmöglichkeiten an gesellschafts- und entwicklungspolitische Gegenstandfelder und greifen Themen wie Nachhaltigkeit und Umweltschutz auf.

MEDIENPÄDAGOGISCHES BEGLEITMATERIAL

Das medienpädagogische Begleitmaterial zur Arbeit mit den zehn ausgewählten Kurzfilmen setzt sich aus dem Basismaterial sowie den Arbeitshilfen zu den einzelnen dokumentarischen Kurzporträts zusammen:
Das Basismaterial enthält Hintergrundinformationen zum Serienprojekt 199 kleine Helden – on the pathway to their future und geht näher auf die Zusammenstellung und Besonderheiten der zehn ausgewählten Filme des Pakets „Zehn von 199 kleinen Helden“ ein. Dabei werden unter anderem die filmische Umsetzung der Kurzfilme behandelt, episodenübergreifende Themen angesprochen und didaktischen Anregungen versammelt, die Ideen und Methoden zur filmkulturellen Arbeit mit einem einzelnen Kurzfilm oder mehreren Kurzfilmen geben.

In den einzelnen Arbeitshilfen zu den verschiedenen Kurzfilmen finden sich jeweils detaillierte Informationen zum Inhalt und dem Fokus der jeweiligen Episode sowie Hintergrundinformationen zu den länderspezifischen Kontexten und den in den Porträts erwähnten Schwerpunktthemen. Die auf die einzelnen Kurzporträts zugeschnittenen Impulsfragen der Arbeitshilfen geben Anregungen zur filmischen wie thematischen Auseinandersetzung mit den Kurzfilmen und ermöglichen, die Geschichten der Kinder, landeskundliche Aspekte sowie gesellschaftspolitische und kulturelle Themen zu vertiefen.

Alle Kurzfilme können unabhängig voneinander bearbeitet werden. Ausführliche didaktische Anregungen zur Arbeit mit mehreren Episoden unter filmischen wie thematischen Aspekten sind dem Basismaterial zu entnehmen.

ÜBERSICHT ÜBER DIE FILME

1. CYNTHIA AUS BURUNDI
Land: Burundi, Kontinent: Afrika
Regie: Lina Luzyte, Kamera: Justyna Feicht, Ton: Fabrice Bayubahe, Schnitt: Lina Luzyte
Mitwirkende: Cynthia, 12 Jahre alt
Dauer: 12'08
Themen: Familie/Großfamilie, Waisenkind, Ernährung & Hunger, Wasser, Musik, Glaube & Religion, Malaria, Tod, Schule/Bildung

2. DIEGO AUS GUATEMALA
Land: Guatemala, Kontinent: Amerika
Regie: Sigrid Klausmann, Kamera: Justyna Feicht, Ton: Volker Pehl, Schnitt: Gregory Schuchmann
Mitwirkender: Diego, 12 Jahre alt
Dauer: 10'56
Themen: Ixil-Indigene, Maya-Kultur, Familie, Waisenkinder, Ernährung & Hunger, Mais/Maisanbau, Kinderarbeit, Schule/Bildung

3. SANJANA AUS INDIEN
Land: Indien, Kontinent: Asien
Regie: Lina Luzyte, Kamera: Fredy Georg und Lina Luzyte, Ton: Lina Luzyte, Schnitt: Katharina Schmidt
Mitwirkende: Sanjana, 12 Jahre alt
Dauer: 5'
Themen: Bollywood, Filmkultur & Filmindustrie, Prostitution & Sexarbeit, Menschenhandel, Mädchen & Frauen in Indien, Infrastruktur, Schule/Bildung

4. JAFFER AUS IRAK
Land: Irak, Kontinent: Asien
Regie: Ali Kareem, Kamera: Ayman Haider, Ton: Ali Atia Aldaraji and Omid Khalid, Schnitt: Sven Hasse
Mitwirkender: Jaffer, 12 Jahre alt
Dauer: 5'
Themen: Syrisch-irakische Wüste, Zweistromland, Euphrat & Tigris, Al-Ukhaidir-Festung, Krieg & Terrorismus in Irak, Schule/Bildung

5. TO AUS LAOS
Land: Laos, Kontinent: Asien
Regie: Sigrid Klausmann, Kamera: Hoang Dzung, Ton: ?? , Schnitt: Henk Drees, Katharina Schmidt
Mitwirkender: To, 12 Jahre alt
Dauer: 5'
Themen: Natur & Umwelt, Nachhaltigkeit, Klimawandel, Mekong, Wald, Brandrodung, Drogenhandel, Schule/Bildung

6. JESÚS AUS MEXIKO
Land: Mexiko, Kontinent: Amerika
Regie: Lina Luzyte, Kamera: Justyna Feicht, Ton: Erick Ruiz Arellano, Schnitt: Lina Luzyte
Mitwirkender: Jesús, 11 Jahre alt
Dauer: 10'08
Themen: Xochimilco, Azteken, Mexiko-Stadt, Wasserversorgung, Organisierte Kriminalität, Drogenkrieg, Geschwister, Familie, Schule/Bildung

7. ZOZOOLLOI AUS DER MONGOLEI
Land: Mongolei, Kontinent: Asien
Regie: Sigrid Klausmann, Kamera: Thorsten Robert Harms, Ton: Bat Erdene, Schnitt: Gregory Schuchmann
Mitwirkende: Zozoolloi, 12 Jahre alt
Dauer: 13'09
Themen: Altai-Gebirge, Nomadenkultur/Nomadismus, Viehwirtschaft, Natur & Umwelt, Klimawandel, Tradition & Moderne, Schule/Bildung

8. ANISH AUS NEPAL
Land: Nepal, Kontinent: Asien
Regie: Lina Luzyte, Kamera: Fredy Georg, Linda Luzyte, Ton: Lina Luzyte, Schnitt: Katharina Schmidt
Mitwirkender: Anish, 11 Jahre alt
Dauer: 5'
Themen: Natur & Umwelt, Himalaya-Gebirge, Gebirgs-Flüsse, wilde Tiere, Infrastruktur & Stromversorgung, Flugverkehr, Schule/Bildung

9. MIRAL AUS PALÄSTINA
Land: Palästina, Kontinent: Asien
Regie: Sigrid Klausmann, Kamera: Thorsten Robert Harms, Ton: Ameen Nayfeh, Schnitt: Henk Drees
Mitwirkende: Miral, 11 Jahre alt
Dauer: 13'48
Themen: Fußball/Frauenfußball, Nahost-Konflikt & israelisch-palästinensischer Konflikt, Grenzmauer/ Sperranlagen, Freiheit, Religionen, Verkehr, Schule/Bildung

10. LUNIKO AUS SÜDAFRIKA
Land: Südafrika, Kontinent: Afrika
Regie: Sigrid Klausmann, Kamera: Paul Morkel, Ton: Juan Kindo, Schnitt: Christian Fischer
Mitwirkender: Luniko, 12 Jahre alt
Dauer: 5'
Themen: Regenbogennation, Township, Kriminalität, HIV/AIDS, Krankheit, Tod, Schule/Bildung

DAS FILMPROJEKT 199 kleine Helden – on their pathway to the future

Das von Schauspieler Walter Sittler (Produzent) und seiner Frau Sigrid Klausmann (Regie) ins Leben gerufene dokumentarische Serienprojekt 199 kleine Helden – on their pathway to the future begleitet Kinder zwischen 8 und 12 Jahren aus allen Ländern dieser Erde auf ihrem Weg in die Zukunft und gibt ihnen in filmischen Kurzporträts eine Stimme. Mit jeder neuen Episode, die hinzukommt – das heißt, mit jedem neuen Land und jedem neuen Kind – wird der Blick auf unseren Planeten und dessen Zukunft dichter, bunter und vielfältiger.

Zu Beginn des Projekts stand die Idee im Raum, Kinder aus aller Welt auf ihren Schulwegen zu begleiten, um zu zeigen, welche Anstrengungen sie auf sich nehmen, um Zugang zu Bildung zu bekommen. Aus dem ursprünglichen „199 Schulwege“-Projekt ist im Laufe des Produktionsprozesses das Projekt der „199 kleinen Helden“ entstanden, die uns weit mehr als nur auf ihre Schulwege mitnehmen, sondern einen Einblick in ihr Leben gewähren und mit uns ihre Zukunftsperspektiven teilen. Von der anfänglichen Idee geblieben sind am Ende die Schulwege als strukturierendes Element aller Episoden. Während die Betrachterinnen und Betrachter die Kinder einen Morgen lang von ihrem Zuhause aus bis zur Ankunft am Schulgebäude begleiten, erfahren sie, was sie bewegt, welche Bedürfnisse, Hoffnungen und Ziele sie haben, welchen Ängsten sie gegenüberstehen. Alle sind sie kleine Helden des Alltags, die Gefahren und Sorgen aushalten, oft schon viel Verantwortung für sich und andere übernehmen müssen und entschlossen sind, die Strukturen, in denen sie leben, zu verändern.

Mit dem Anspruch und Ziel, in allen Ländern dieser Erde ein Kind zu porträtieren, ist das Serienprojekt 199 kleine Helden – on their pathway to the future ein überaus ehrgeiziges filmisches Großprojekt. Für 199 Episoden aus den 199 sehr verschiedenen Ländern der Welt müssen nicht nur 199 Kinder gefunden werden, die bereit sind, von sich und ihrem Leben zu erzählen. Wenn die Länder ausgewählt sind, in denen als nächstes gedreht wird, müssen Themenschwerpunkte festgelegt, die Dreharbeiten vorbereitet und interkulturelle Filmteams zusammengestellt werden, die sich in den einzelnen Ländern auskennen und die jeweiligen Sprachen sprechen. Die Protagonistinnen und Protagonisten finden die Filmemacher auf vielen verschiedenen Wegen. Da der Schulweg das verbindende Element aller Episoden ist, sucht das Team auch über Kontakte zu Schulen in den einzelnen Ländern. Lehrkräfte vor Ort kennen ihre Schülerinnen und Schüler und deren Schulwege gut und wissen, wer gerne und offen erzählt.

Gestartet ist das Serienprojekt im Jahr 2014 mit der ersten Staffel, die insgesamt 23 Kurzfilme umfasst und bereits Kinder aus allen fünf Kontinenten der Welt begleitet. Im Jahr 2018 wurde eine zweite Staffel mit weiteren zehn Porträts fertiggestellt. Einzelne Filme aus beiden Staffeln waren auch auf internationalen Filmfestivals zu sehen. Neben den beiden Staffeln wurde 2017 zudem der mehrfach ausgezeichnete Dokumentarfilm „Nicht ohne uns“ in die Kinos gebracht, der 16 der Einzelporträts zu einem Langfilm verknüpft. Ergänzt haben die Filmemacher ihr Projekt mit einer interaktiven Online-Plattform, die neben Informationen zum aktuellen Stand des Projekts mit zusätzlichem Bild- und Filmmaterial, Audiodokumenten, Kartenmaterial und landesspezifischen Informationen die filmischen Porträts der Kinder vertiefen. Ziel und Wunsch der Filmemacher ist es, nicht nur in allen Ländern der Welt ein Kind zu begleiten. Die Kurzfilme sollen auch in möglichst vielen Ländern der Erde gezeigt werden können.

DAS PAKET „ZEHN VON 199 KLEINEN HELDEN“

Zehn der in der ersten und zweiten Staffel des Filmprojekts entstandenen Episoden bilden das  vorliegende Paket „Zehn von 199 kleinen Helden“. Es sind Porträts von Kindern aus Ländern des globales Südens, zwischen Südamerika und Südafrika, über West- und Südostasien bis nach Zentralasien. Vier Mädchen und sechs Jungen, aus großen Städten wie vom Land, nehmen uns mit in ihren Alltag. Die thematische Bandbreite der zehn ausgewählten Filme ist groß. Sie reicht von naturkundlichen und umweltschutzpolitischen Themen über soziopolitische und -ökonomische Aspekte bis hin zu ethischen Fragestellungen.

KRITISCHE WÜRDIGUNG

Die Filmemacher des Serienprojekts 199 kleine Helden – auf dem Weg in ihre Zukunft haben sich mit ihrem Vorhaben, den Kindern dieser Welt in 199 Kurzporträts eine Stimme zu geben, eine Lebensaufgabe geschaffen. Nicht nur die Fülle der Drehorte und Länder, auch die Themenvielfalt, die die einzelnen Kurzfilme bieten und die Zugänge, die sie mittels der persönlichen Geschichten zu globalen Zuständen und Problematiken schaffen, ist bemerkenswert. Im Fokus stehen dabei kleine Helden, die den großen Herausforderungen in ihrem Alltag reflektiert, verantwortungsbewusst und mutig entgegentreten. Sie legen weite Wege zurück und nehmen Kraftanstrengungen auf sich, um eine Schule besuchen, dort lernen und die Situation in ihrem Land – und damit nicht zuletzt ihre eigene Situation – verbessern zu können.

Von der Ausgangsidee, Kinder auf ihren Schulwegen zu begleiten, ist in erster Linie die dramaturgische Grundstruktur geblieben. Von dieser geht in gleich zweierlei Hinsicht eine symbolische Wirkung aus: Wenn wir erfahren, was manche Kinder täglich auf sich nehmen müssen, um eine Schule besuchen zu können, werden die zum Teil langen und schwierigen Schulwege unweigerlich zu einem Symbol für die vielerorts schwierigen oder auch nicht vorhandenen Zugänge zum Bildungssystem. Die Schulwege der Kinder, auf die die Betrachterinnen und Betrachter mitgenommen werden, unterstreichen das für alle Menschen unserer Erde geltende Recht auf Bildung. Damit betonen die Wege sinnbildlich auch die Anstrengungen, die nötig sind, um den Zugang zu Schule und Bildung über den Erdball hinweg zu ermöglichen und fungieren im weitesten Sinne als Handlungsaufforderung für die Weltgemeinschaft, dieses Menschenrecht zu gewährleisten. Gleichzeitig stehen die Schulwege der Kinder, die sehr verschieden und in der Regel außergewöhnlich sind, für die Lebenswege der Kinder und ihren Aufbruch in die Zukunft. Die Kinder, die von zu Hause aus in die Schule aufbrechen und zum Teil kleine Reisen zurücklegen, reflektieren auf ihrem Weg die Zustände ihres Landes und der Gesellschaft, in die sie hinein geboren wurden. Sie wollen lernen, um später Berufe ergreifen zu können, mit denen sie die Zukunft ihres Landes und ihre eigenen Lebenswege mitgestalten können. Als Polizisten möchten sie Menschen beschützen und gegen Drogenhändler, Kriminelle und Terroristen vorgehen. Als Ärzte, Politiker und Lehrer wollen sie gerne anderen helfen, sich füreinander einsetzen und die jungen Menschen fördern. Auch wenn diese Berufswünsche in vielen Fällen schwer erreichbar scheinen, sind sie Ausdruck für die Verantwortung, die die Kinder übernehmen möchten und für die Chance und Bedeutung von Bildung für die Gestaltung einer besseren, gerechteren und friedlicheren Welt in der Zukunft.

Um die Kinder dieser Erde an der Gestaltung dieser Zukunft mitwirken zu lassen, haben sich die Filmemacher entschieden, die vielfältigen Stimmen der Kinder in einzelne Episoden eines Serienprojekts zu gießen. Das Grundprinzip einer Serie beruht auf ihrer seriellen Form, das heißt, auf der Wiederholung fortwährend gleicher Muster, die einer einheitlichen Struktur (z.B. in Länge, Erzählform, Gestaltung etc.) folgen und in der Regel nur durch kleine Variationen bestimmt sind. Nach diesem Ansatz sind auch die einzelnen Episoden der 199 kleine Helden entstanden, die nach einem einheitlichen dramaturgischen Grundkonzept aufgebaut sind.

Dieses Grundkonzept ermöglicht es, in kurzen Formaten (von fünf bis etwa dreizehn Minuten) einen Einblick in die Lebenswelt der Kinder zu geben. Alle Episoden beginnen in der Regel mit einstimmenden Aufnahmen aus der Heimatregion der Mädchen und Jungen. Charakteristische Landschaften, Straßenzüge und/oder landestypische Motive bilden den Anfang. Anschließend begleitet die Kamera die Kinder vom Aufstehen und den ersten Tätigkeiten am Morgen, über den Abschied von den Eltern und Geschwistern auf ihrem Schulweg bis hin zur Ankunft in der Schule. Der Unterricht selbst wird dabei nicht gezeigt. Die meisten Kurzfilme enden mit dem Eintreffen auf dem Schulhof oder dem Erklingen der Pausenglocke. Auf den Wegen, auf denen die Kamera begleitend dabei ist, durchstreifen die Betrachterinnen und Betrachter eine Region, ein Land. In der Verknüpfung mit den Berichten der Kinder entstehen Porträts von Menschen in ihrer Gegenwart und Zukunft. Eine große Kraft dieser seriellen Struktur ist, dass aus der entstehenden Parallelität der Erzählungen der Kinder ein Stimmengewirr entsteht, das die Vielfalt hervorhebt und zugleich universellen Belangen Ausdruck verleiht. Je mehr Porträts entstehen, desto lauter und deutlicher wird diese vielfältige Stimme der jungen Weltbevölkerung und die Formulierung ihrer gemeinsamen Bedürfnisse und Zukunftswünsche.

Dennoch unterscheidet sich das Serienprojekt von anderen seriellen Formaten insofern, als dass die einzelnen Episoden von verschiedenen Filmteams entwickelt und umgesetzt worden sind und damit auch sehr unterschiedliche Qualitäten aufweisen. In 199 Länder mit ein- und demselben Filmteam zu drehen ist kaum realisierbar. Die hauptverantwortliche Regisseurin Sigrid Klausmann hat daher in den einzelnen Ländern verschiedene Filmteams zusammengestellt. An den Aufnahmen sind jeweils verschiedene Kameramänner und -frauen beteiligt gewesen, einige Episoden sind in Zusammenarbeit mit Co-Regisseurinnen und -Regisseuren entstanden. Und nicht alle Drehorte lassen eine ungestörte und freie Arbeit zu. Mancherorts ist es daher nur möglich, mit sehr kleinen Teams zu drehen. Dies führt dazu, dass die einzelnen Kurzfilme trotz ihrer ähnlichen dramaturgischen Grundlinie in ihrer dokumentarischen Herangehensweise, Gestaltung und Qualität sehr verschiedenen sind. Dabei sind es gerade die Episoden, die sich etwas stärker von der dramaturgischen Grundstruktur lösen und den Kindern und ihren Geschichten mehr Raum und Entfaltungsmöglichkeit geben, die besonders gelungen und hervorzuheben sind. Während man manchen Kurzfilmen anmerkt, dass sie auf eine bestimmte Länge zugeschnitten und in ein vorgegebenes Format verdichtet wurden, das die Kinder in ihrer Individualität all zu sehr beschneidet, sind solche Porträts, die mit der Variation spielen, weitaus persönlicher, filmisch ansprechender und haben die Kraft, die Betrachterinnen und Betrachter auf eine individuellere und tiefergehende Art in die dargestellte Lebenswelt eintauchen zu lassen.

Allen Kurzporträts gemein ist die dokumentarische Form. Die Kamera taucht beobachtend in die Alltagssituationen mit ein, als interessierte und nicht wertende Zuschauerin. Auf eine Partizipation von Seiten der Filmemacher wird gänzlich verzichtet – weder interagieren sie mit den Kindern im Film selbst, noch fügen sie nachträglich einen erklärenden oder reflexiven Kommentar ihrerseits ein. Die Kinder sind es, die dadurch im Mittelpunkt der Kurzfilme stehen. Lediglich mit der Auswahl der Fragen und den Themen, die sie zum Gesprächsanlass machen, werden die Porträtierungen strukturiert. Manchen Porträts ist diese Strukturierung am Ende deutlicher anzusehen als anderen. Auf der Bildebene lernen wir das Zuhause der Kinder und die Umgebung kennen, in der sie leben. In den meisten Episoden sind Personen aus dem unmittelbaren Umfeld der Kinder (Eltern, Geschwister, Freunde, Verkäufer, etc.) zu sehen. Diese halten sich jedoch im Hintergrund und werden nur an ausgewählten Punkten in Interaktion mit den Protagonistinnen und Protagonisten gezeigt. Auf diese Weise wird ein offener Raum neben den Kindern generiert, in den die Zuschauerinnen und Zuschauer von den Kindern mitgenommen werden. Unter die Bilder werden auf der Tonspur die Erzählungen der Jungen und Mädchen gelegt, die in Interviews während der Dreharbeiten aufgenommen worden sind. Die meisten Episoden unterbrechen die Sequenzen von den Schulwegen auch mit kurzen Szenen aus diesen klassischen Interviewaufnahmen. Auch wenn einige dieser Interviewpassagen mit der Natürlichkeit und Authentizität der sonstigen Aufnahmen brechen, erlauben sie uns, den Kindern unmittelbarer zu begegnen und sie als Gegenüber kennenzulernen.

In ihren Erzählungen beschreiben die Kinder zum Teil ihre im Bild dokumentierten Wege, Interaktionssituationen und Handlungen. Darüber hinaus gehen sie auf die Themen ein, die ihnen wichtig sind. Vor laufender Kamera denken sie darüber nach, in welcher Welt sie leben und was sie sich in dieser Welt für die Zukunft wünschen. So unterschiedlich die Lebenswelten der einzelnen Kinder auch sind, so ähnlich sind sie sich in ihrer Weise auf die Situationen in ihrem Land zu blicken. Die meisten der kleinen Helden sind von den Problemen in ihrem Land unmittelbar betroffen. Aus ihren eigenen Erfahrungen heraus, können sie strukturelle Defizite und Konflikte benennen und wissen, was sie zu deren Lösung oder Verbesserung tun würden. Die Filmemacher geben ihnen dabei Raum, ihre Gedanken zu entwickeln und nehmen die Kinder und ihre Meinungen ernst.

Auch wenn diese Einblicke lediglich Ausschnitte aus einem großen Ganzen sind, haben sie das Potenzial, die grundsätzlichen Strukturen und Probleme in ihrem Kern zu treffen. Die Größe, die das ambitionierte, weil weltumspannende Projekt, annimmt, ist seine Stärke. Es ist der Blick von vielen, der zählt. Über kulturelle und soziopolitische Strukturen hinweg kommen Kinder aus großen Städten ebenso zu Wort wie solche aus ländlichen Regionen. Es ist der daraus resultierende multiperspektivische Zugang zu den Themen, der überzeugt und nicht zuletzt die offene Begegnung mit den Protagonistinnen und Protagonisten, die auf Augenhöhe vollzogen wird und authentische Porträts entstehen lässt. Eine passende Form zu finden, die einem thematischen wie filmischem Anspruch gerecht wird und sich über Ländergrenzen hinweg umsetzen lässt, ist dem Projekt bereits in weiten Teilen gelungen, stellt jedoch zugleich auch eine fortwährende Herausforderung dar, die bei 199 Kurzfilmen auch künftig mal mehr und mal weniger umfassend angenommen werden wird und kann.

DIDAKTISCHE ANREGUNGEN

Das Paket „Zehn von 199 kleinen Helden“ eignet sich für die filmpädagogische und filmkulturelle Arbeit im Unterricht sowie in der außerschulischen Film- und Jugendarbeit. Hauptzielgruppe sind dabei Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 13 Jahren aus dem Grund- und Sekundarschulbereich. Die Bandbreite der von den Kindern thematisierten Bedürfnisse, Wünsche und Probleme schafft zahlreiche Anknüpfungsmöglichkeiten an Themenfelder der nachhaltigen Bildung und bettet sich in das interkulturelle und globale Lernen ein. Gesellschafts-, entwicklungs- und umweltpolitische Fragestellungen sowie landeskundliche und kulturhistorische Aspekte bilden die Hauptthemen der einzelnen Kurzfilme.

Anknüpfend an die Rahmenhandlungen der Filme und die porträtierten Schulwege der Kinder bietet sich vor der Filmsichtung ein Einstieg über die Frage nach der Bedeutung von Schule und Bildung in unserer Gesellschaft an. Das Recht auf und der Zugang zu Bildung können hier ebenso als Aufhänger dienen wie die Frage nach der Bedeutung von Bildung in sozialer, politischer, gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Hinsicht. Auch der Zugang über ein spezifisches Land oder ein ausgewähltes gesellschaftspolitisches Thema eines Films bietet eine passende Einstimmung. Um von Beginn an die Aufmerksamkeit auch auf formalästhetische Aspekte der Kurzfilme zu lenken, kann sowohl eine kurze Einführung zu Dokumentarfilmformaten (bspw. in Abgrenzung zum Spielfilm oder zu unterschiedlichen anderen non-fiktionalen Formaten) als auch die Thematisierung des Seriellen dieser Kurzfilme (Prinzipien des Serienformats, Wiederholung bestimmter Erzählmuster, minimale Variation, etc.) sinnvoll sein.

Die tiefgründigere Bearbeitung einzelner Themen in der Arbeit nach der Filmbetrachtung erfolgt formgegeben entlang der Erzählungen der Kinder, deren Schilderungen das Interesse der jungen Zuschauer zur Vertiefung und Nachforschung wecken können. Der persönliche Bezug zu den verschiedenen Themen über die Geschichten der Kinder sowie die Entwicklung der Themen aus den Lebenswelten der Kinder heraus erlaubt einen zielgruppengerechten Zugang auch zu komplexeren globalen Themen. Zum Teil werden Wünsche und Probleme/Herausforderungen von den Kindern konkret beschrieben. An anderen Stellen können Themen aus der genaueren Betrachtung der Lebenswelt der Kinder heraus erarbeitet und entwickelt werden. Die Hintergrundinformationen aus den einzelnen Arbeitshilfen der Episoden gehen jeweils auf die zentralen Aspekte ein. Darüber hinaus können Themen mit weiterführenden Recherchearbeiten erschlossen und die Porträts der Kinder und Länder außerhalb des Filmischen individuell erweitert werden.

Je nach Herangehensweise kann grundsätzlich sowohl mit nur einem Kurzfilm aus einem speziellen Land bzw. zu einem speziellen Schwerpunktthema gearbeitet werden als auch mit mehreren Episoden, die sich thematisch über übergeordnete Themen verknüpfen sowie filmisch zueinander in Beziehung setzen lassen. Zu zentralen Themen (z.B. Ernährung und Hunger, Natur und Umwelt, Wasser, Kriminalität, Krieg und innergesellschaftliche Konflikte, etc.) können durch die Arbeit mit mehreren Kurzfilmen eine multiperspektivische Auseinandersetzung gefördert und globale Zusammenhänge erfassbar gemacht werden. Im Nachfolgenden werden ausgewählte methodische Annäherungen näher erläutert und anhand von Impulsfragen konkretisiert sowie Beispiele für episodenübergreifende thematische Betrachtungen gegeben.

Mit einem einzelnen Kurzfilm arbeiten – ein Porträt erschließen

In der Auseinandersetzung mit einem einzelnen Kurzporträt lassen sich anhand der Geschichte eines Kindes die für ein Land und ein Kind zentralen Themen aufgreifen. Mit den Familien, in denen die Kinder leben, den Orten, an denen sie wohnen, den Tätigkeiten, denen sie nachgehen oder den Wegen, die sie zur Schule zurücklegen, zeichnen die Episoden jeweils ein Bild von einem Land und seinen Strukturen. Weil sich die Wünsche und Träume, die die Kinder aus ihrem Alltag heraus entwickeln, dabei ebenso wie ihre Bedürfnisse und Ängste auf zentrale Probleme und Konflikte beziehen, lassen sich über die Auseinandersetzung mit den Geschichten der Kinder zentrale gesellschafts-, entwicklungs- und umweltpolitische Fragen aufgreifen und an kulturelle Aspekte anknüpfen. Diverse Schwerpunktthemen lassen sich mithilfe der in den einzelnen Arbeitshilfen gegebenen Hintergrundinformationen behandeln. Für eine tiefergehende Auseinandersetzung mit ausgewählten Themen oder Länderprofilen bieten sich über das Material hinausführende Recherche- und Vertiefungsaufgaben an.

Mit den nachstehenden Impulsfragen können die einzelnen Kurzfilme in ihren zentralen Punkten erschlossen werden:

  • Wen lernen wir in dem Kurzfilm kennen? Was erfahren wir über das Kind? Wie und wo lebt das Kind?
  • Was erfahren wir über seine Familie? Was erfahren wir über den Ort/die Stadt/die Region/das Land, in dem/der das Kind lebt?
  • Was möchte das Kind einmal werden? Was wünscht sich das Kind für die Zukunft? Welche Wünsche und Träume werden benannt? Warum sind genau diese Wünsche und Träume für das Kind wichtig?
  • Wovor sorgt sich das Kind? Welche Ängste, Probleme und Herausforderungen werden benannt? Welche zentralen Problemen des Landes werden damit angesprochen?

Mit mehreren Kurzfilmen arbeiten – Porträts zueinander in Beziehung setzen

Die kurzen Formate der Episoden bieten sich darüber hinaus auch für die Arbeit mit mehreren Kurzfilmen aus verschiedenen Ländern an. Durch die ähnliche dramaturgische Anlage aller Filme und die Informationen, die in den einzelnen Porträts gegeben werden (z.B. Zeitpunkt des Aufstehens, Länge/Dauer des Schulwegs, Besonderheiten/Gefahren auf dem Weg, etc.) drängt sich eine inhaltlich vergleichende Betrachtung formal auf. Um solch eine vergleichende und damit zu kurz greifende und ggf. wertende Auseinandersetzung mit den Lebenswelten der Kinder und den länderspezifischen Kontexten zu vermeiden, soll in der Arbeit mit mehreren Filmen der Fokus auf das „In-Beziehung-Setzen“ der einzelnen Filme, Themen und Porträts gelegt werden. Die Verflechtung von thematischen und formalästhetischen Betrachtungen soll dabei eine möglichst induktive, vom Material und den einzelnen Geschichten ausgehende Filmarbeit fördern.

Grundsätzliche Impulsfragen zum „In-Beziehung-Setzen“ mehrerer Kurzfilme:

  • Mit welchen Bildern werden das Land/die Landschaft/die Kultur/das Leben der jeweiligen Kinder dargestellt?
  • Welche 3-4 Bilder fassen für dich die Geschichte des jeweiligen Kindes zusammen?
  • Welche Bilder/Motive haben dir besonders gut gefallen oder sind dir in Erinnerung geblieben?
  • Welche Bilder/Szenen haben deine Neugier geweckt? Warum?
  • Welcher Kurzfilm hat / Welche Kurzfilme haben dir besonders gut gefallen? Warum?
  • Gibt es Episoden, die deiner Meinung nach gut zueinander passen oder sich ergänzen? Wenn ja, welche sind das? Warum passen sie (filmisch und/oder thematisch) gut zueinander?
  • Welches Kind/welche Kinder würdest du gerne einmal näher kennenlernen? Warum?

Filmanfänge in Beziehung setzen – Eintauchen in das Leben der kleinen Helden

Die kurzen Porträts geben innerhalb weniger Minuten einen Einblick in die Lebenswelt eines Kindes. Sowohl die Bilder, die uns mit in den Alltag der Kinder nehmen, als auch deren Erzählungen sind dabei lediglich Ausschnitte aus einem großen Ganzen. Mit der Erzählstruktur, die die Filmemacher gewählt haben, geht ein Stück der Individualität der Porträts verloren. Gleichzeitig erlauben uns die Formate jedoch wirkungsvoll in das Leben der kleinen Helden einzutauchen. Mit der Betrachtung der Filmanfänge können stellvertretend die formalen Gemeinsamkeiten oder Unterschiede verschiedener Episoden und allgemeine Wirkungsweisen der Serie herausgearbeitet werden.

Die meisten Filme führen mit weit gefassten Einstellungen in die Umgebung ein (siehe „establishing shot“) und geben den Zuschauerinnen und Zuschauern einen ersten Eindruck. Es werden Landschaftsaufnahmen und landes- oder regionaltypische Elemente gezeigt. Darauf folgen bspw. Aufnahmen der näheren Umgebung der Wohnorte der Kinder (Straßenzüge, Plätze, etc.), schließlich die Häuser und Wohnungen der Kinder von außen und von innen. Die Kamera nähert sich den Kindern somit schrittweise an und der offene Handlungsraum wird eingegrenzt. Die Auswahl der ersten Bilder greift teilweise bereits Themen auf, die in den Erzählungen der Kinder später zentral sind. Auf der Tonebene sind einige Filmanfänge zur Einstimmung und Verortung mit landestypischer Musik unterlegt (siehe „diegetische/extradiegetische Musik“).

Impulsfragen:

  • Wie beginnen die jeweiligen Kurzfilme?
  • Was sehen wir, bevor wir die Protagonisten zum ersten Mal im Bild kennenlernen? Oder: Wann und wo tauchen die Protagonisten zum ersten Mal im Bild auf?
  • Welche Bilder/Motive werden für den Filmanfang gewählt? Welche Farben dominieren?
  • Was hören wir? Welche Töne/Geräusche sind zu hören?
  • Ist Musik zu hören? Was für Musik ist zu hören? Was für Musik könnte das sein?

Information: Der diegetische und extradiegetische Ton im Film

Die diegetische Musik oder auch der diegetische Ton im Film ist das, was in der erzählten Welt, das heißt, auch für die Menschen im Film, hörbar ist. Wenn in einem Film ein Radio läuft oder ein Fernseher zu hören ist, wenn Menschen im Film singen oder Musik machen, spricht man von diegetischem Ton oder diegetischer Musik. Filmmusik hingehen ist extradiegetische Musik, weil sie nachträglich zum Filmbild hinzugesetzt wird und damit außerhalb der erzählten Welt liegt. Sie hat die Funktion das Gezeigte zu kommentieren, die Atmosphäre zu verdichten oder Emotionen zu verstärken. Die Grenzen zwischen diegetischer und extradiegetischer Musik sind oft fließend. Was zunächst wie Filmmusik aus dem Off erscheint (extradiegetisch), kann mit der nächsten Einstellung die Musik einer Straßenband sein, die im Film zu sehen ist (diegetisch).

Information: Establishing shot

Der establishing shot ist die erste Aufnahme am Beginn eines Films oder einer Sequenz, die zumeist mit Totalen oder Halbtotalen in den Ort des Geschehens einführt. Der establishing shot soll den Zuschauerinnen und Zuschauern in kurzer Zeit eine raum-zeitliche Orientierung im Handlungsraum ermöglichen. Aus diesem Grund sind establishing shots häufig überblicksartige Aufsichten auf Handlungsräume (z.B. eine Stadt von oben). Die Einstellungen, die dem establishing shot folgen, nähern sich in der Regel Schritt für Schritt den handelnden Personen an.

Auch in den Kurzfilmen der Serie „199 kleine Helden“ springen die auf den establishing shot folgenden Einstellungen immer weiter hinein in den konkreten Handlungsraum – in dem Fall in den Lebensraum der Kinder. Dies geschieht in den meisten Fällen in drei bis fünf Schritten/Einstellungen: Nach der eröffnenden Einstellung (z.B. Landschaft, Stadt von oben) folgen näher gefasste Aufnahmen von Stadtvierteln, Straßen und Geschäften oder konkreten Ausschnitten aus der gezeigten Landschaft. Abgerundet wird der Filmanfang in den meisten Fällen mit den Häusern und Wohnungen der Kinder, die zunächst von außen, dann von innen gezeigt werden. Nicht alle Episoden folgen genau dieser Herangehensweise. So wird im Kurzfilm aus der Mongolei beispielsweise ein langer Einstieg gewählt (der establishing shot geht hier in Aufnahmen über, die dem herannahenden Auto folgen, in dem Zozooloi und ihre Schwester aus der Schule zurückkommen; die Zuschauer werden zunächst mit auf die Autofahrt genommen und nähern sich gemeinsam mit Zozooloi ihrem Zuhause). Auch die Kurzfilme aus Guatemala oder Nepal weichen von dem obigen Grundmuster ab, indem sie mit recht nahen Einstellungen beginnen (z.B. Diego und sein Bruder schleifen ein Messer) und erst dann in die Umgebung einführen.

Episodenübergreifende Schwerpunkte – zentrale Themen multiperspektivisch erarbeiten

Viele Themen, die das Serienprojekt über die Geschichten der Kinder beleuchtet, sind globaler Struktur. Sie betreffen nicht nur ein Land oder ein Kind, sondern manifestieren sich in vielen Ländern der Welt. So macht sich beispielsweise der Klimawandel in verschiedenen Ländern unterschiedlich bemerkbar und hat entsprechend unterschiedliche Auswirkungen auf den Lebensraum der Kinder. Mal sind Kinder unmittelbar von Problemen betroffen, mal sehen sie die Probleme in ihren größeren Zusammenhängen. Die Verknüpfung der Perspektiven, die uns die Kinder geben, ermöglicht es uns, ein vielschichtiges und globales Bild zu formen. Es geht dabei gerade nicht darum, die Situation der Kinder einander gegenüberzustellen, sondern durch die individuellen Erzählungen eine multiperspektivische Auseinandersetzung mit globalen Themen zu fördern. Dass die Sorgen und Wünsche der Kinder grundsätzlich von Bedeutung für die weltweite Gemeinschaft sind, wird nicht zuletzt auch an der Nähe der Themen zu den 17 Zielen (Sustainable Development Goals, kurz SDGs) für nachhaltige Entwicklung der Agenda 2030[1] deutlich. Neben dem zentralen Ziel Nr. 4 „Hochwertige Bildung“, das die Gesamtserie überspannt, können mit den einzelnen Kurzfilmen jeweils verschiedene SDGs aufgegriffen und verknüpft werden. Die nachstehende Übersicht benennt zu ausgewählten übergeordneten Themen mögliche zugehörige Episoden, die sich exemplarisch zur themengebundenen Verknüpfung anbieten. Die Zusammenstellung ist weder abschließend noch vollständig:

Bezüge zu denThemen der SDGs herstellen:

Ernährung, Hunger und Wasser / SDG-Nr. 6: Burundi, Guatemala, Mexiko
Familie, Geschwister: Burundi, Guatemala, Mexiko
Natur, Umwelt und Klimawandel / SDG-Br. 13: Irak, Laos, Mexiko, Mongolei, Nepal
Krankheit und Tod / SDG-Nr. 3: Burundi, Guatemala, Südafrika
Krieg und innergesellschaftliche Konflikte / SDG-Nr. 16: Palästina, Irak, Südafrika
Kriminalität, Gewalt und Ausbeutung / SDG-Nr. 16: Indien, Laos, Mexiko
Mädchen und Frauen / SDG-Nr. 5: Indien, Palästina

Kontinente über ausgewählte Kurzfilme erschließen

„Zehn von 199 kleinen Helden“ versammelt Kinderporträts aus zehn sehr verschiedenen, allesamt außereuropäischen Ländern von unterschiedlichen Erdteilen. Die Arbeit mit mehreren Kurzfilmen von einem Kontinent kann auch Impuls für die landeskundliche Auseinandersetzung mit einzelnen Ländern sowie die historische, kulturelle, politische und geographische Erschließung von Kontinenten sein.

Afrika: Burundi, Südafrika
Südamerika: Mexiko, Guatemala
Süd(ost)asien: Indien, Laos, Nepal, Mongolei
Westasien: Irak, Palästina

Sieh dir die Kurzfilme von einem Kontinent an:

  • Wo liegen die Länder, in denen die Kinder leben? Was erfährst du über die Länder?
  • Auf welchem Kontinent liegen die Länder? Welche anderen Länder gehören zu diesem Kontinent?
  • Erstelle ein Steckbrief zu einem Kontinent.

Mit weiteren Kurzfilmen aus dem Serienprojekt „199 kleine Helden“ arbeiten

Darüber hinaus empfiehlt es sich, die ausgewählten Kurzfilme auch im Bezug zu weiteren Episoden aus der Gesamtserie „199 kleine Helden“ zu betrachten. So bietet es sich beispielsweise an, einen Kurzfilm aus dem globalen Süden in Beziehung zu einem Kurzfilm aus einem europäischen Land zu setzen. Blickwinkel können erweitert, Verbindungen geknüpft werden. Die oben formulierten didaktischen Anregungen zur Arbeit mit einem Kurzfilm oder mehreren Kurzfilmen lassen sich dabei gleichermaßen auf alle weiteren Kurzfilme der Serie anwenden. Alle bislang entstandenen Kurzfilme des Serienprojekts sind über Matthias Film erhältlich (siehe unten).

Interaktive Plattform des Projekts „199 kleine Helden“
www.199kleinehelden-interaktiv.de/

Mit der interaktiven Plattform des Projekts „199 kleine Helden“ kann anhand von zusätzlichem Bild- und Filmmaterial, Audiodokumenten, Kartenmaterial und landesspezifischen Informationen der Einblick in die Lebenswelt der porträtierten Kinder vertieft werden.

Gesamtserie „199 kleine Helden“ über Matthias-Film erhältlich
https://www.matthias-film.de/filmgenre/downloads/

Alle bislang entstandenen Kurzfilme der Serie können über Matthias-Film bezogen werden. Die einzelnen Kurzfilme sind mit nicht-gewerblichen Vorführrechten per Download (für 5,00 € inkl. MwSt. pro Film) zu erwerben.

Autorin: Lisa Haußmann
Redaktion: Bernd Wolpert
Juni 2019